Donnerstag, Mai 26, 2016

Von wegen einkaufen, wo man will: Viele Online-Portale blockieren Kunden aus anderen Ländern. Gegen das sogenannte Geoblocking will die EU-Kommission nun vorgehen. Und damit Einkaufen wirklich günstiger wird, soll auch bei den Paketdiensten mehr Wettbewerb einziehen.

Von Sebastian Schöbel, ARD-Studio Brüssel


Die meisten realen Grenzen in der Europäischen Union mögen gefallen sein: Beim digitalen Shopping sie noch sehr präsent. Das hat die EU-Kommission jüngst in einer großangelegten Studie herausgefunden.

Demnach benutzen noch immer viele Online-Händler in der EU das sogenannte "Geoblocking", um Kunden aus bestimmten EU-Ländern einfach auszusperren. Manche Anbieter blockieren gleich ihre ganze Seite, andere akzeptieren nur Kreditkarten ausgewählter EU-Länder oder verweigern die Registrierung, wenn man am falschen Ort wohnt.

Zwei Drittel bleiben draußen

"Am Ende“, so EU-Binnenmarktkommissar Andrus Ansip, "konnten in der Untersuchung nur rund 37 Prozent der Kunden in einem anderen EU-Land online einkaufen". Und selbst dieser kleine Teil musste sich dann auch noch über oft horrende Versandkosten ärgern, fügt Wirtschaftskommissarin Elżbieta Bieńkowska hinzu. "Die Preise für den Paketversand über EU-Grenzen hinweg sind bis zu fünf mal höher als die inländischen Tarife. Das ist erstens inakzeptabel und zweitens behindert es das Onlinegeschäft, vor allem für kleine Firmen.

"Das soll sich ändern. "Geoblocking", das Aussperren bestimmter EU-Kunden auf europäischen Shoppingportalen, will die EU-Kommission verbieten. Genauso wie die Diskriminierung von kaufwilligen EU-Bürgern, indem sie zum Beispiel höhere Preise zahlen sollen als ihre europäischen Nachbarn.

Mehr als nur der einheimische Markt

Egal wer, egal von wo: Angebot, Service und Preis müsse für alle Europäer gleich sein, so Kommissarin Bieńkowska. Damit beispielsweise der Belgier den günstigen Kühlschrank beim deutschen Onlinehändler kaufen kann, ohne extra draufzuzahlen zu müssen, oder damit die Bulgarin in Sofia ihre neue Webseite bei einem spanischen Anbieter einrichten kann, zu denselben Konditionen wie ihre Freundin in Barcelona.

Außerdem sollen die EU-Länder in Zukunft im Kampf gegen betrügerische Angebote im Netz noch mehr Kompetenzen bekommen, verspricht Justizkommissarin Vera Jourová. "Die Behörden sollen sofort Webseiten blockieren oder löschen können, auf denen sich zum Beispiel Abo-Fallen hinter scheinbar kostenlosen Angeboten verstecken. Das betrifft oft Kinder, die vermeintlich kostenlose Online-Games spielen und unwissentlich Verträge mit monatlichen Gebühren abschließen."

Vergleichen und handeln

Zu guter Letzt geht es den Postdienstleistern an den Kragen: Deren Pakettarife will die Kommission ins Netz stellen, damit sie jeder EU-Bürger vergleichen kann. Zusätzlich sollen die nationalen Behörden überprüfen, ob die Postunternehmen den Preisbogen beim Versand in andere EU-Länder überspannen.

Eine Obergrenze für Pakettarife legt die Kommission allerdings nicht fest - in der Hoffnung, mehr Transparenz und Wettbewerb werden schon dafür sorgen, dass die Preise fallen werden.

Etiketten: shoppen, online, Geoblocking

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