Freitag, Juni 17, 2016

Die britische Wett-Leidenschaft macht auch vor der Brexit-Entscheidung nicht halt. Wer will, kann auf den Ausgang der Volksabstimmung harte Pfund oder Euro setzen. Die Quoten der Anbieter überraschen allerdings.

Dass Großbritannien die EU verlässt, nicht noch lange nicht ausgemacht. Wer derzeit auf Wett-Portalen wie Betfair oder Bet365 die Quoten der Wetter für oder gegen einen Austritt der Briten begutachtet, dürfte sich die Augen reiben: Im Gegensatz zu den offiziellen Meinungsumfragen aus dem Land wird hier weiterhin ein Verbleiben die Vereinigten Königreiches in der europäischen Gemeinschaft als wahrscheinlicher angesehen.

Drei für eins beim Austritt

Wer auf ein "IN" der Wähler am 23. Juni setzt, bekommt für ein Pfund Einsatz im Erfolgsfall derzeit nur 1,45 Pfund als Gewinn ausgezahlt. Lukrativer - weil unwahrscheinlicher - ist aus Sicht der Anbieter die "Out"-Variante: 1 zu 3,31 stehen hier die Quoten, aus einem Pfund werden dann 3,31 Pfund, wenn die Briten tatsächlich gegen die EU-Mitgliedschaft stimmen sollen.

In Prozentzahlen sieht es bei Betfair derzeit entsprechend so aus: 69 Prozent lautet die Wahrscheinlichkeit für ein Großbritannien in der EU, 31 Prozent für einen Austritt qua Bevölkerungs-Votum. Bei anderen Online-Wettbüros werden ähnliche Werte erzielt.

Brexit-Zock mit binärer Option

Der britische Broker IG Markets hat aus Anlass des Referendums eigens ein Derivat, eine binäre Option, kreeirt, um Privatanlegern eine Möglichkeit zu bieten, auf den Brexit, oder gegen ihn zu "traden". Die Option läuft nach der Volksbefragung aus, dann heißt es "hop" oder "top". Entweder verfällt die Option wertlos, oder der Käufer erhält 100 Pfund oder Euro ausgezahlt. Der derzeitige Kurs von 64 Euro zeigt auch hier: Der Markt glaubt eher an einen Verbleib der Briten in der EU.

Wettdaten sind besser?

Devisenexperten und Fondsmanager wie Paul Lambert von Insight Investment schauen eher auf die Wettanbieter als auf Meinungsforscher und die Marktstimmung abzufragen. Die Wettquoten werden hier in Echtzeit zur Verfügung gestellt; zum anderen gelten sie außerdem als treffsicherer. Während bei Meinungsumfragen die unentschlossenen Wähler nicht berücksichtigt werden, werden diese bei Wettanbietern eher dem Lager derer zugeschlagen, die den Status-quo beibehalten wollen. Und das heißt im Fall des Referendums, dass viele der "ich weiß nicht"-Stimmen wohl letztlich nicht für einen EU-Austritt votieren werden.

Britisches Pfund

Eindeutiger Verlierer des Brexit wäre das britische Pfund - zumindest kurz- und mittelfristig. Im Falle eines Votums der Briten gegen den EU-Verbleib würde die Währung massiv absacken, sind Experten überzeugt. Nach Einschätzung von Goldman Sachs würde das Pfund um 15 bis 20 Prozent abwerten. Die Devisenmarktexperten der UBS halten es gar für möglich, dass das Pfund die Parität zum Euro erreicht. Schon jetzt lastet die Brexit-Gefahr über dem Pfund. Die Währung hat in den letzten zwölf Monaten sieben Prozent gegenüber dem Euro eingebüßt. Gegenüber dem Greenback waren die Verluste noch größer. Kostete ein Pfund vor einem Jahr noch über 1,56 Dollar, ist es jetzt nur noch 1,46 Dollar wert.

http://boerse.ard.de/anlagestrategie/geldanlage/wetten-gegen-den-brexit100.html

Etiketten: Brexit, EU, Pfund oder Euro

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